Was macht einen guten Hypnotiseur aus?
Nach meinem Verständnis: - ein starkes Selbstbewusstsein - Empathie - Kenntnis der Körpersprache. Kernstück der Hypnose ist die Einleitung oder Induktion. Davon gibt es sehr viele und nicht jede ist für jeden geeignet. Einen Menschen mit schwachen Nerven bringt man durch eine aggressive Induktion nicht in Trance. Es ist auch ein weit verbreiteter Irrglaube, dass labile Menschen leichter zu hypnotisieren sind, als charakterstarke. Charakterstarke wissen, was sie wollen und lassen sich konzentriert darauf ein. Labile nicht. Unter Hypnose können Sie nur Dinge tun, die Sie kennen oder die Sie sich vorstellen können. „Suggestion“ heißt „Vorschlag“ und wenn der Hypnotiseur Ihnen beispielsweise vorschlägt, dass Sie ihm auf Chinesisch antworten, werden Sie es tun. Allerdings werden Sie, wenn Sie der Sprache nicht mächtig sind etwas von Ihnen geben, das Sie aufgrund TV, Radio oder ähnlichem, für chinesisch halten. Auch wenn ich Sie auffordere, Klavier zu spielen, würden Sie es tun. Zumindest so, wie Sie es mal gesehen oder gehört haben, wenn Sie das Instrument nicht zufällig beherrschen. Auf der anderen Seite könnte ich einen Ureinwohner von Papua-Neuguinea, der noch nie ein Auto gesehen unter Hypnose nicht dazu bringen sich vorzustellen, dass er rückwärts auf der Autobahn wendet. Bei einem Vortrag wollte ich den Zuhörern einmal klarmachen, dass Menschen auch unter Hypnose nicht dazu zu bringen sind, Dinge zu tun, die sie nicht wollen. Also suggerierte ich einer Dame, dass Sie auf „drei“ anfangen würde, sich vor dem Publikum ihrer Kleidung zu entledigen. Davon ausgehend, dass sie es auch nicht machen würde. Ich war völlig erstaunt, als sie trotzdem begann, sich auszuziehen. Habe ich natürlich gestoppt. Auf meine Frage sagte sie, dass sie Taucherin ist und es für sie vor bzw. nach dem Tauchgang kein Ding ist, sich am Strand vor allen Menschen auszuziehen, um in den Tauchanzug oder nachher in die Alltagskleidung zu hüpfen. Selbst langjähriger Taucher wusste ich, wovon sie sprach. Aber man kann nicht alles wissen! Was braucht ein Mensch, der sich hypnotisieren lassen will?
Zunächst: - einen guten Grund (sich einmal richtig zu entspannen, kann ein solcher sein) - Vertrauen zu dem Hypnotiseur - eine ausgeprägte Vorstellungskraft Grundsätzlich ist die Form der Induktion egal. Sich als Hypnotiseur eine bestimmte Handbewegung patentieren zu lassen, ist nach meiner Meinung Geldschneiderei. Wenn ich mir beispielsweise patentieren ließe, dass ich in dem Moment, in dem ich den kritischen Faktor des Unterbewusstseins überwinde den rechten Ringfinger in das linke Nasenloch stecke (mein eigenes, wohlgemerkt), der Kunde in Trance fällt, ist das Blödsinn. Er würde, wenn er die Hypnose will, auch bei jeder anderen Handbewegung in Trance gehen. Würden Sie zu einem Chirurgen gehen, der in der Praxis Gruftibekleidung trägt? Wohl nicht. Es gibt aber etliche Hypnotiseure, in deren Behandlungsräumen Regenbögen, Einhörner oder Engelsbilder zu finden sind. Hypnose ist angewandte Kommunikation. Keine Esoterik oder New-Age. Last not least das, was ich gerne als Legehennenhypnose bezeichne. 25 potentielle Nichtraucher liegen im Kreis auf dem Boden. Sanfte Musik plätschert aus den Lautsprechern. Wenn Sie Glück haben persönlich ansonsten vom Band, dringt die Stimmer des Hypnotiseurs an Ihr Ohr und verkündet, dass Sie ab sofort nicht mehr rauchen. Ich stelle mir vor was passiert, wenn während einer solchen Sitzung ein Kunde einen Herzinfarkt oder einen Kreislaufkollaps bekommt. Wie will der Hypnotiseur das merken? Fragt man nach einer solchen Sitzung die Leute zu Ihren Erfahrungen, sind vielleicht einige darunter, die tatsächlich nicht mehr rauchen werden. Wie lange auch immer. Die größere Anzahl der Leute werden aus dem unbestimmten Gefühl heraus, versagt zu haben, die Wahrheit, nämlich dass es ihnen nichts gebracht hat, verschweigen. Natürlich setzt die Wirkung, mit Ausnahme der Rauchentwöhnung, nicht sofort ein. Sie können nicht zum Hypnotiseur gehen, weil Sie abnehmen wollen und erwarten, dass Sie unmittelbar nach der Hypnose 20 kg leichter sind. Der Hypnotiseur schuldet Ihnen die Dienstleistung, Ihr Unterbe-wusstsein so einzustellen, dass Sie Ihr Ziel erreichen. Den Erfolg DASS Sie es auch schaffen, kann er nicht garantieren. Welche Risiken gehen Sie bei der Hypnose ein? - Sie können aus dem Stuhl rutschen, von der Liege fallen oder, im Stehen, zusammenklappen. Das hängt davon ab, wie stark der Entspannungseffekt bei Ihnen durchschlägt. Es kommt verhältnis- mäßig selten vor. Natürlich wird ein guter Hypnotiseur Sie davor bewahren. - Es kann zu einer Abreaktion kommen. Sie entsteht dadurch, dass Sie durch die tiefe Entspannung möglicherweise Erinnerungen hervorbringen, die Sie lieber für sich behalten hätten. (Dies ist einer der Gründe, warum ich nur Einzeltermine mache.) Auch Gewalttätigkeiten durch die Intensität der Erinnerungen könnten vorkommen. Ich habe in all den Jahren nur eine einzige Abreaktion erlebt: eine junge Frau fing an zu weinen, als Sie sich in Trance daran erinnerte, dass sie einmal von ihrer Mutter geschlagen wurde. - Es kann vorkommen, dass der Kreislauf abfällt. Die Hypnose wirkt entspannend und damit blutdrucksenkend. Wird dem Hypnotiseur ein chronisch niedriger Blutdruck verschwiegen, kann das zu entsprechenden Reaktionen führen.
Aus dem Bereich der Märchen:
Man glaubt es nicht: - Auch unter der Hypnose kann der Hypnotiseur nicht alles mit Ihnen machen. Polizisten, Ärzte, Offiziere sind beispielsweise sehr schwer zu hypnotisieren, weil sie über ein hohes Maß an Selbstkontrolle verfügen und dieses ungern aufgeben. In der Hypnose machen Sie nur, was ihnen nicht schadet, was Sie sich vorstellen können und was Ihrem Wertekatalog entspricht. Das ist allerdings ein sehr weiter Bereich, weil sich die wenigsten Menschen darüber bewusst sind, WAS sie alles machen würden oder könnten. Schauen Sie Sie sich einmal in YouTube Videos des Hypnotiseurs Paul McKenna an. (Die, mit den Showhypnosen, nicht die Neueren, therapeutischen.) Unabhängig vom Unterhaltungswert sind diese Shows exzellent gestaltet und man wundert sich, was Menschen machen. Hier soll aber nicht verschwiegen werden, dass in Showhypnosen das Umfeld (Urlaub, Show, Alkohol) ebenso eine Rolle spielt wie auch gruppendynamische Prozesse, die der Hypnotiseur nutzt. - Meistens wirkt die Hypnose während der Sitzung. Posthypnotische Befehle setzen in der Regel erst später ein, bestehen natürlich entsprechend lange. Aber auch hier gilt: es wird nicht funktionieren, wenn Sie sich dagegen wehren. Bewusst oder unbewusst. - Was ist, wenn der Hypnotiseur während der Sitzung stirbt? Bleibt man dann ewig in Hypnose? Nein. Ich habe es getestet (ohne zu sterben, offensichtlich). Es gibt zwei Möglichkeiten. Es erfolgt eine normale Hypnose. Kommt keine weitere Suggestion, obwohl der Klient es erwartet, bleibt er für einige Zeit in der Trance. Nach meinen Erfahrungen zwischen 12 und 20 Minuten. Dann holt er sich wieder selbst aus der Trance hinaus, weil er nicht weiß, wie es weitergehen soll. Zielte die Hypnose nur auf Entspannung, sollte der Klient also unter Trance ruhen ohne dass weitere Suggestionen zu erwarten sind, fällt er nach der oben genannten Zeit in einen Tiefschlaf, aus dem er dann, je nach seinen Schlafgewohnheiten entspannt aufwacht (diesen Zeitraum habe ich nicht ausgetestet) , um sich über den toten Hypnotiseur zu wundern.
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